Laut Focus-Artikel vom 23.06.2013:
„… In einem vertraulichen Schreiben der Bundespolizei vom 17. Juni 2013 heißt es, die Waffen seien „geeignet, Angriffe auf die Sicherheit des Luftverkehrs durchzuführen“. In dem Papier werden die Flughafen-Verantwortlichen aufgefordert, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. …“
Diese Warnung kommt sehr spät! Geeignete Methoden zur Detektion gibt es nicht. Und Anschlagsversuche mit Keramikwaffen gab es bereits vor Jahren. Waffen aus Kunststoff werden ebenfalls seit Jahren bzw. Jahrzehnten produziert für spezielle Anwendungen (bspw. GSG9), doch sind sie sehr schwer zu bekommen. Neu ist nur eines: diese Waffe wurde mit einem handelsüblichen 3-D-Drucker hergestellt und neu ist zudem, dass eine wachsende Community sich via Internet vernetzt und austauscht und Waffen-Druck-Pläne erstellt.
Bereits im Dezember 2012 wurde die erste Kunststoff-Waffe, hergestellt mit einem 3-D-Drucker (erhältlich ab 400€ ), erfolgreich getestet. Cody Wilson, Gründer von Defense Distributed führte sie in einem Youtube-Video vor und Millionen haben seither das Video geclickt und Millionen haben den Bauplan von der Seite http://defcad.com heruntergeladen, bis die U.S.-Regierung, die Seitenbetreiber aufforderte die Inhalte der Seite nicht länger zur Verfügung zu stellen: „DEFCAD files have been removed from public access at the request of the US Department of Defense Trade Controls. Until further notice, the United States government claims control of the information.“
Doch was bereits im Internet veröffentlicht wurde, bleibt öffentlich wie http://thepiratebay.sx beweisen, denn dort sind nicht nur die Baupläne für die Kaliber .22 Waffe mit dem Namen „Liberator“ (Befreier), sondern auch viele andere Baupläne, insbesondere für Waffenteile, weiterhin für jeden zugänglich.
Die „Liberator“ besteht aus 16 Einzelteilen, wobei der Schlagbolzen nicht mit Kunststoff gedruckt wird, sondern aus Metall besteht. Zudem muss eine .22-Patrone benutzt werden, die ebenfalls aus Metall besteht. Beide Metallteile sind so klein, dass sie sich mühelos durch die Kontrollsysteme der Flughäfen schmuggeln lassen.
An dieser Stelle ist wichtig zu wissen, dass bei großem Andrang an den Schleusen, die automatische Erfassung beim Durchleuchten herunterreguliert wird, um den Ansturm der Reisenden bewältigen zu können. Und keines der in Deutschland genutzten Systeme ist geeignet, bspw. Bomben zu entdecken, wenn sie den Aufbau eines elektronischen Gerätes nachahmen. Daher werden sie mitunter auch aufgefordert, im Flughafen ihr elektronisches Gerät einzuschalten. Auch dieser Funktionstest ist leicht zu umgehen. Ein blinkendes LED oder ein kleiner Bildschirm der „irgendetwas“ anzeigt genügen.
Laut Cody Wilson (Student der Rechtswissenschaft) sind Waffen Werkzeuge und er schätzt den Wert der persönlichen Freiheit und die Freiheit der Information höher ein, als die Gefahr, die durch selbstgedruckte Waffen besteht. Ihm geht es um die Freiheit der Information und die Diskussion hierüber hat er erfolgreich befeuert. Er bezeichnet sich selbst als Krypto-Anarchist bzw. als Anarcho-Kapitalisten. Assange, Snowden und eben auch Wilson haben gezeigt wie mächtig Informationen sein können und selbst Supermächte wie die USA diese nich kontrollieren können.
Die Gefahr, ausgehend von einer 3-D-gedruckten Kuststoffwaffe, kann im Verhältnis zu bestehenden anderen Gefahren vernachlässigt werden. Ungleich gefährlicher ist neben Elektronik nachahmenden Bomben bspw. eine Kriegswaffe. Kriegswaffen werden in Deutschland als Deko-Waffen frei und anonym verkauft, wie Monitor am 18.10.2012 berichtete.
Damit diese Waffen frei gehandelt werden können, müssen sie unbrauchbar sein. Allerdings gibt es bislang hierfür keine Vorschriften und so können sie meist leicht von Laien wieder funktionsfähig gemacht werden. Ähnlich wie das seit Jahrzehnten in Deutschland praktizierte Aufbohren von Schreckschuss- bzw. Gaswaffen. In den USA gibt es entsprechende Vorschriften. Doch auch diese sind nutzlos, seitdem die fehlenden Teile der Kriegswaffe durch gedruckte ersetzt werden können.
Mit eben dieser Technik begann Cody Wilson seinen Weg durch die Massenmedien weltweit. Er stellte als erster Teile von Waffen her, die der Umgehung des Waffenkontrollgesetzes dienten und dessen Nutzlosigkeit offenbarte. Die Liberator ist dagegen fast langweilig, ziemlich ungefährlich und eher ein medialer Aufhänger als sinnvoll einsetzbar.
Sicherheit ist eine Illusion. Und Sicherheit an Flughäfen ebenso. Ich habe im Juni 2012 alle „Sicherheitsbarrieren“ am Flughafen Athen überwunden, nur um mir die Wartezeit interessant zu gestalten. Und um einen Freund zu überraschen. Ich holte ihn nicht vom Flughafen ab, sondern direkt vor seiner Maschine auf der Gangway. Das dies so einfach und ohne Vorbereitung möglich war, erstaunte mich nicht weiter. Bereits als Teenager umging ich die Sicherheitskontrollen am Flughafen Frankfurt am Main. Was wäre wenn… was wäre wenn, sich ein Attentäter eine Kriegswaffe im Internet besorgt, die Funktionsfähigkeit, entweder durch entfernen der Sperre oder durch Herstellung eines fehlenden Teils, bspw. mit einem 3-D-Drucker, wieder herstellt und damit die Sicherheitskontrollen umgeht?
Das wäre ungleich gefährlicher als eine Ein-Schuss-Kunstoffwaffe. Und doch besteht die angebliche Sicherheit auf Flughäfen allein aus Verbotsschildern auf denen steht: „Durchgang verboten“ oder „No Entry“.
Wollte der Staat oder die Betreibergesellschaften die Flughäfen sicherer gestalten, müssten die Anzahl der eingesetzten Polizisten mindestens verdoppelt, ihre Ausbildung neu ausgerichtet und kostenintensive Um- oder Neubauten vorgenommen werden. Fliegen ist seit der Zerstörung des WTC in New York unbequemer und dennoch unsicherer geworden.
(Disclaimer: Alle Informationen in diesem Artikel sind durch Internetsuche leicht zu finden. Details zu meinen Flughafen-Hacks (FRA/Frankfurt, ATH/Athen, ORD/Chicago, TIP/Tripolis) habe ich weggelassen, um es Nachahmern nicht zu erleichtern. Von entsprechenden Selbstversuchen rate ich eindringlich ab: Immer wieder werden Menschen durch Sicherheitspersonal oder Polizei erschossen, weil sie irrtümlich davon ausgingen, dass es sich um einen Terroristen handelte. Zudem kann das Eindringen in „Sicherheitsbereiche“ eine Ordnungswidrigkeit sein oder sogar strafrechtliche Relevanz besitzen.)
Update: Gewehr aus 3D-Drucker erfolgreich getestet