Die Zwille ist die stärkste Waffe nach Handfeuerwaffen und Armbrüsten bzw. Bogen und bietet im Vergleich mit diesen Vorteile. Zum einen der Preis, eine Zwille ist in wenigen Arbeitsschritten und mit etwas Know-How für unter 5 Euro selbst herzustellen. Eine passende Astgabel, ein Gummiband und ein Stück Leder ist alles was man braucht. Und zum anderen: fast alles was in den ledernen Pouch hineinpasst, lässt sich auch verschiessen. Die Welt ist voller Munition.
Außer für die Jagd und Selbstverteidigung hat sie weitere Anwendungsmöglichkeiten: zum Anfüttern beim Angeln und beim Klettern um ein dünnes Seil bspw. über einen Ast zu schiessen, um dann das eigentliche Kletterseil nachziehen zu können. Im Modellbau werden sogar leichte Flugzeuge damit gestartet.
Nach dem Waffengesetz der Bundesrepublik Deutschland sind Schleudern mit Armstützen und vergleichbaren Vorrichtungen verboten. Selbst Schleudern, bei denen eine Montage einer Armstütze nur vorgesehen ist (Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.3.7 in Verbindung mit Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 2 Nr. 1.3), zählen zu den verbotenen Waffen. Ohne Armstütze ist sie also erlaubt. Und zudem darf sie ohne weiteres mitgeführt werden und auch außerhalb des eigenen Grundstücks benutzt werden. Luftgewehre und Luftpistolen und Bogen dürfen nur auf dem eigenen Grundstück genutzt, aber nicht mitgeführt werden. Armbrüste dagegen dürfen ebenfalls mitgeführt und benutzt werden. Eine Armstütze ist jedoch nicht notwendig. Sie erleichtert allenfalls bei starken Gummis das Zielen, insbesondere Anfängern.
Mit einfacher Logik kommt dem Waffengesetz nicht bei. Tatsächlich wird verboten, was zur Begehung von Straftaten verwendet wurde und nicht was besonders gefährlich sein könnte. Eine gute Armbrust hat eine hohe Reichweite und Durchschlagskraft, aber die Frequenz von Spannen, Laden und Schießen ist sehr niedrig. Zudem hat sie ein relativ hohes Gewicht und passt selbst als faltbares Modell nur in sehr große Rucksäcke. Eine Zwille dagegen passt in jede Gesäßtasche einer Jeans und Munition kann im Sekundentakt zur Anwendung kommen.
Luftgewehre und Luftpistolen sind nur frei ab 18 Jahren, wenn sie eine Kraftentwicklung unter 7,5 Joule aufweisen. Darüber ist ein Waffenschein schon zum Erwerb notwendig. Eine ähnliche Begrenzung gab es auch im Bezug auf Zwillen. Im aktuellen Waffengesetz jedoch (11. Oktober 2002, Änderungen 19. Dezember 2002 und 10. September 2004, Berichtigung 19. September 2003), wird die zuvor enthaltene Begrenzung auf 23 Joule nicht mehr erwähnt (ebenfalls Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.3.7 in Verbindung mit Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 2 Nr. 1.3), damit gibt es keine Leistungsbegrenzung (Begrenzung der Spannenergie) mehr für Schleudern in Deutschland. Ein weiterer Vorteil insbesondere für den Eigenbau, denn die meisten kommerziell hergestellten Zwillen sind zu schwach bestückt.
Man kann also sagen, dass die Zwille ein optimales Survival Werkzeug ist. Kostengünstig, klein, leicht, relativ hohe Schussfrequenz und Munition ist überall. Im Normalfall ist die Jagd mit der Zwille in Deutschland verboten. Im Notfall ist sie aber möglich. Und nicht nur kleine Tiere wie Eichhörnchen, Kaninchen und Enten können erlegt werden, wie ein Blick in die USA zeigt, wo die Jagd mit Pfeil und Bogen, der Armbrust und eben auch Zwillen teils erlaubt ist, auch Rehe, Wildschweine ja sogar Elche werden hiermit erlegt. Eine Waffe die einen Elch erlegen kann, eignet sich auch zur Selbstverteidigung. Und diese Art von Notfall ist wahrscheinlicher, als die Jagd. Man denke hierbei nur an Familie Zwille: drei Kinder, Mama und Papa und ebensoviele Zwillen… ein wahrer Kugelhagel.
Genug der vielen Worte…
Bauplan und Bastelanleitung für Zwillen:
1. der Rohling: eine Y-Astgabel aus Eiche, Buche, Haselnuss, Ahorn, Birke… fast alles geht und sie muss nicht geometrisch perfekt gewachsen sein. Auch Aluminium, Stahl usw. sind geeignet, wachsen aber sprichwörtlich nicht auf Bäumen. Rinde entfernen und schleifen. Wichtig ist, dass es keine scharfen Kanten gibt die dem Gummi schaden könnten. Nach Geschmack kann lackiert oder mit Öl eingelassen werden, aber das ist für die Funktion nicht notwendig. Für das Befestigen der Gummis kann ein Kerbe geschnitzt oder ein Spalt gesägt werden. Insbesondere der Spalt befähigt zum schnellen Gummiwechsel, kann also von Vorteil sein. Tipp: Gummibänder am besten mit dem Material befestigen aus dem sie bestehen. Einfach den Verschnitt verwenden. Härteres Material wie Faden, kann zum reißen des Gummis beitragen.
2. als Munition eignen sich Steine, Murmeln, Stahl-oder Bleikugeln und Muttern. Für die Treffsicherheit ist es sinnvoll immer die gleiche Munition zu verwenden oder ein kleine Auswahl für unterschiedliche Anwendungsbereiche. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Tipp: mit mehreren kleinen Kugeln kann ein Schrot-Effekt genutzt werden, was bspw. bei der Vogeljagd erfolgversprechend ist. Ungehärtete Stahlkugeln sind ab 6,50 Euro pro 1000 Stück im Kaliber 8,3 mm erhältlich. Getrocknete Lehmkugeln sind ebenfalls geeignet. Glasmurmeln können beim Auftreffen zerplatzen. Das kann schlimme Wunden verursachen.
3. kommen wir nun zur Kugelaufnahme „Pouch“ genannt. Hier ist Leder angesagt. Mit zwei Löchern am Rand zum befestigen des Gummis und einem oder mehreren in der Mitte, zur Aufnahme der Munition, was das mittige platzieren erleichtert. Der Pouch sollte so klein wie möglich und so groß wie nötig sein, denn der Luftwiderstand des Pouchs trägt erheblich zu Effizienz der Zwille bei.
4. und zuletzt das Wichtigste: das Gummiband, hier trennen sich Spreu und Weizen 😉
Vom Prinzip her kann alles was elastisch ist genutzt werden, wie zum Beispiel ein Stück Fahrradschlauch.
Sehr gut eignet sich Thera-Band, ein Flachbandgummi, der im Sport oder der Physiotherapie zum Einsatz kommt. Diesen gibt es in verschiedenen definierten Stärken die farblich kodiert sind (siehe Abbildungen).
Diese Latexbänder gibt es auch von anderen Firmen, wobei die Farbcodes abweichen können. Ich selber benutze Thera-Band Gold. Eine von vielen kommerziellen Herstellern verwendete Variante ist Thera-Tube, ein Rundgummi, es gibt auch konische Formen, meist sind die Ausführen jedoch zu schwach ausgelegt für ein gutes Schussbild. Der Nachteil von den sogenannten „Tubings“ ist, dass die Form vorgegeben ist. Beim Band lässt sich die Form durch einfaches Zuschneiden verändern und das ist wichtig zur Verbesserung der Beschleunigungseigenschaften. Optimal wird ein Band Trapezförmig zugeschnitten bspw. 3 cm an der Gabel werden zu 2 cm am Pouch, das hat zwei Effekte:
– höhere Geschwindigkeit gegenüber durchgängig breiten Bändern
– Sicherheit… wenn, dann reißt das Band eher an der schmalsten Stelle, also am Pouch, dadurch schnellt das Band nach vorne weg und nicht ins Auge.
Bei der Länge des Bandes kommt es auf die eigene Armspannweite an. Gemessen wird von einem Stab in der Hand des ausgestreckten Armes bis zur Spannhand! Daraus berechnet man, unter Zuhilfenahme der unten folgenden Tabelle die optimale Bandlänge… meist 18-28 cm. Aus einem Meter Latexband lassen sich ca. 4 – 10 Zwillen herstellen, bei nur etwa 5 Euro pro Meter ist das recht günstig.
Die Anzugskraft lässt sich leicht steigern in dem z.B Doppelbänder verwendet werden.
Das ist eher für starke Menschen sinnvoll oder für Schützen die intuitiv zielen. Denn wenn eine hohe Zugkraft angewendet wird und dabei gezielt werden muss, fangen schwächere Menschen eher an zu zittern und genaues Zielen ist dann nicht mehr möglich. Intuitiv bedeutet schießen ohne bewußtes zielen. Ich selber war ein „Lausbub“ und treffe durch die Übung in der Kindheit intuitiv erstaunlich besser als durch bewußtes Zielen.
Tipp: Flachbandgummis am besten mit einem Roll-Cutter zuschneiden! Diese gibt es im Handarbeits- und Schneiderbedarf. Professionelle Schneiden für Papier aus dem Druckbereich, können ebenfalls erfolgreich Zweckentfremdet werden. Gerade bei Flachbandgummis ist ein sauberer Schnitt wichtig, denn der Gummi kann an ausgefranzten Stellen reißen.
Letzer Tipp: Günstiges Zubehör und eine riesen Auswahl an Kugeln gibt es bei Kugel-Winnie Und das ist nicht einfach Werbung, sondern ich habe keine umfassendere Seite mit günstigeren Kugeln finden können. Die handgefertigten Zwillen sind allerdings recht teuer. Die Herstellung dauert eben ihre Zeit.
Selber machen ist jedoch einfach und nicht nur begnadeten Handwerkern vorbehalten 😉
Viel Spass bei den ersten Zielübungen!